Das Unternehmen Umzug – oder „Der ganz normale Wahnsinn!“

 

Endlich geschafft!! Im Dezember 1999 ist es soweit - die wunderbare, große, helle und luftige Dachwohnung ist gefunden - und auch noch in traumhaft schöner Umgebung!!! Brighde krempelt mal wieder ihr Leben um - Job gewechselt - am 6.12.1999 ist der letzte Arbeitstag bei der IBB - am 10.1.2000 ist der erste Arbeitstag bei CSC Ploenzke - und dazwischen - ...der Umzug! Dann - die erste Reise nach Schottland - Hogmanay auf der Isle of Skye - was für ein Jahrtausendwechsel!!

16.12.1999

Alles klappt - morgens um 7.30 stehen 5 Möbelpacker und ein großer LKW in Rüsselsheim vor der Walter-Flex-Straße und packen in Windeseile alles ein, was man in 14tägiger schweißtreibender Arbeit alles in 100 Umzugskartons verpackt hatte.

„Man“ – das sind unter anderem Heidrun, die sich ein ganzes Wochenende (tatkräftig unterstützt von ihrem Welshterrier Teddy) meinem Einpackwahn angeschlossen hatte – die meinen ersten Nervenkollaps („wozu muß ich jetzt den 45ten Kerzenständer einpacken – wer braucht denn sowas????“) miterlebt und mich wieder aufbaut : „Du schaffst das schon – noch ist ja 1 Woche Zeit“ – und die in unendlicher Geduld 375 Videokassetten abstaubt und verpackt und die auch noch das 668igste Buch liebevoll abwischt und verstaut!

Da sind Christel und Silvia, ohne die meine Küche wahrscheinlich heute noch unverpackt in Rüsselsheim vor sich hingammeln würde. Silvia, die wie ein Schlangenmensch in und auf meinen Küchenschränken herumkriecht und alles wieder in einen blitzsauberen, weißen und fast neuen Zustand versetzt. Christel, die in unendlicher Geduld und wie die Mutter der Porzellankisten  auch noch den 125igsten Teller und das 95igste Glas sorgfältig Stück für Stück bruchsicher in Kartons unterbringt – „wo hast Du eigentlich Deine 9 Kinder versteckt???? Das ist doch wohl hier die Ausstattung für einen 10 Personen Haushalt“. Silvia, die liebevoll die Nervenkiste zusammenstellt  – sie bewährt sich wirklich – im Verlaufe dieses Unternehmens reduzieren sich die Süßigkeiten in dieser Kiste ziemlich  – na was sollte ich auch noch essen in meiner nun verpackten Küche – „wie? Du willst soviel Geschirr draußen lassen? – Das brauchst Du doch gar nicht! Es gibt einen Teller, eine Tasse, ein Glas und ein Messer – wozu hast Du Deinen Italiener!!“

Luciano, der mich in dieser Zeit morgens, mittags und abends verpflegt!

Karen, die in einer einmaligen kurz vor knapp angesetzten Abendaktion die bis dahin noch nicht geschafften Reste, die doch noch überall zwischen dem Kistenchaos verstreut stehen und liegen, in geordnete Bahnen und weitere Kartons lenkt. Die logistische Meisterleistung – wie staple ich 100 Umzugskartons in einer 50 qm Wohnung so, daß sie nicht umkippen, ich mir beim obersten Stapel keinen Bruch hebe und dann auch noch einen schmalen Gang zwischen Bett und Toilette und Bad freilassen – wird an diesem Abend auch gemeistert! Die letzte Aktion von Karen gilt meinem Badezimmer „man glaubt gar nicht was man in so einem Winzbadezimmer alles unterbringen kann!!

Und dann wieder Silvia, die am Umzugsmorgen pünktlich mit den Möbelpackern zur Stelle ist und mit leckeren Sandwiches und mehr versucht meine gebeutelten und flatternden Nerven zu beruhigen und die in diesem Gewimmel der ruhende Pol ist. Umsichtig ist sie immer genau dort zur Stelle wo sie gebraucht wird – holt noch die letzten toten Männer vom Deckel des Schlafzimmerschrankes und sammelt die letzten verstreuten Überbleibsel ein – ansonsten müssen wir eigentlich nur zusehen, daß wir uns unauffällig irgendwohin verkrümeln und den Jungs von der Spedition nicht im Weg herumstehen.  Nachdem der LKW strategisch ausgeklügelt bis zum Anschlag beladen ist (eine echte Herausforderung für den Chef) und der Kleintransporter auch bis zum Anschlag mit den noch verbleibenden Balkonmöbeln und Blumenkübeln vollgestopft ist, geht es los in die neue Heimat – Silvia verabschiedet sich zu ihrem Nachhilfeschüler nach Hause und ich schleiche dem LKW und dem Transporter voraus.

Um 12.30 kommen wir endlich an und sofort geht das Ganze in umgekehrter Reihenfolge wieder von vorne los. Mir nagelt man den Fuß in der Küchentür fest und ich muß 3 Stunden nur dort stehen und die mit Kartons und anderen Teilen die Treppe heraufeilenden Jungs in die richtigen Zimmer dirigieren. Derweil ist der Schreiner hinter mir in der Küche schon unter heftigem Gebrummel dabei die neuen und die alten Schränke irgendwie auf eine Höhe zu bringen – irgendwann schafft er das dann auch. Zwischendrin muß er für den Schlafzimmerschrank seine Arbeit unterbrechen, denn die Kleiderkartons müssen ausgeräumt werden – na ja das geht auch fast?? ohne Probleme – er hatte ihn schon zusammen gebaut und beim Türeneinhängen hört man dann nur ein heftig gebrummtes Sch..... – alles wieder auseinander und noch mal von vorn aber in der richtigen Reihenfolge diesmal – nun ja er schafft auch das – dann gleich noch das Bett bauen und wieder zurück in die Küchenschränke.

Nun ja mit dem Zeitplan klappt es denn auch nicht so wie es soll – was den Chef dann veranlaßt mich zu belabern, daß ich den Schreiner nach fertiggestellter Küche nach Hause fahre – na ja daneben wie ich bin hab ich erstmal genickt – mir ist alles recht – ich will nur, daß meine Küche noch fertig wird! Also ziehen die Jungs ab, überlassen den Schreiner und mich unserem Schicksal  und ich laufe ziemlich unsortiert in meiner Wohnung (Wohnung?????? – das blanke Chaos!!!) umher! Um 18 Uhr steht der Installateur in der Tür, der in der Küche die diversen Wasseranschlüsse an die diversen Maschinen verteilen soll – der zieht mal unter Gebrummel gleich wieder ab „da kann ich ja noch gar nichts machen – der Schreiner hat ja die Platte noch nicht drauf und die Löcher für den Wasserhahn noch nicht mal gebohrt – ich komme in 2 Stunden wieder!“

Gela taucht auf und bringt Verpflegung – Fleischwurst und Brötchen – aber ich krieg nichts runter und der Schreiner will nichts essen – braver Mann er arbeitet lieber weiter – wahrscheinlich sieht er nicht nur seinen Feierabend sondern auch seine Nachtruhe in Gefahr! Gela geht wieder – verspricht aber in Kürze mit Peter zusammen wieder aufzutauchen! Ich wusele weiter unsortiert in meiner Wohnung hin und her – schiebe Kartons von A nach B und von C nach D – suche verzweifelt alle Teile zusammen, die Peter nachher benötigt um den Compi in Gang zu bringen – nach längerem Kistenschieben habe ich alles gefunden.

Zeitgleich mit dem Installateur kommen Gela und Peter, Peter schreitet sofort zur Tat, der Installateur auch und eine gute halbe Stunde später kommen erste Erfolgsmeldungen – das Wasser läuft, der Compi noch nicht. Der Installateur zieht wieder ab und der Schreiner bohrt, sägt und hämmert fleißig weiter. Gegen 22.00 kommt die Meldung aus der Küche „ich bin jetzt fertig“ – oh Wunder – ich schreite zur Inspektion und bin denn auch zufrieden – nur möchte ich mal wissen wozu Silvia wie ein Schlangenmensch in meinen Schränken herumkriechen mußte – alles ist voller Dreck und Sägemehl!

Ich überlasse Gela und Peter ihrem Schicksal und mache mich mit dem Schreiner auf den Weg – wohin muß der gute Mann?? Gustavsburg – au weia das sind ja 80 km – na nichts wie los! Ich heize in Rekordzeit über den Feldberg und den Flughafen nach Gustavsburg – lade den Schreiner aus – und in Rekordzeit wieder zurück – zum Glück ist nachts im Taunus eher wenig Verkehr, wenn man mal von herumstreunenden Rehen und Wildschweinen, tieffliegenden Eulen und sonstigem Getier absieht!

Ich bin gegen 23.30 wieder zu Hause – Gela läßt mich rein – die Putzlappen noch in der Hand – meine Küche blitzt und blinkt – alles ist sauber aus- und abgewaschen und das Bett ist gemacht (ich liebe sie dafür) und winkt mir einladend zu (aber das muß noch warten) – auch Peter hat aus dem Arbeitszimmer Erfolge zu vermelden, der Compi läuft, alle Geräte sind angeschlossen, der ISDN Anschluß konfiguriert – aber leichtes Fluchen von dort signalisiert uns, daß etwas nicht stimmt – aha keine Verbindung ins Netz – Peter tüftelt weiter, ich fange plötzlich an zu schwächeln und kriege den Zitterich – heftig wackelnd plaziert mich Gela auf das Sofa (zum Glück ist es frei) und schreit nach der Whisky Kiste – ich navigiere sie durch das Chaos zu ebendieser und sie verabreicht mir eine kräftige Dosis, worauf mir augenblicklich wieder besser wird!

Gerade haben wir noch Zeit die Sektflasche zu öffnen und die Gläser vollzuschenken (wo haben wir denn die bloß her??) – dann stoßen wir pünktlich auf Gela’s Geburtstag an!! Hoch soll sie leben!!!! Lautes Knurren ist plötzlich zu vernehmen – haben wir versehentlich einen Hund mitgebracht??? – wir sehen uns an – ach so Hunger!!! Na wir fallen gourmetmäßig (uuuups wohl eher gourmandmäßig) über die Fleischwurst und die Brötchen her und danach macht sich bei mir eine wohlige Schlaffheit breit – es ist geschafft – kaum zu glauben aber es ist so!!!

Da Peter immer noch vor dem Compi vor sich hinflucht und nicht ins Netz kommt sehen Gela und ich uns veranlasst aus der Wein- und Whiskykiste eine Flasche Rotwein zu Tage zu fördern. Am Ende dieser Flasche flucht Peter immer noch (heftiger werdend) und ich brauche alle meine Überredungskünste um ihn von meinem Compi wegzulocken und auf den Weg nach Hause zu bringen. Hat einer von Euch schon mal versucht einen Computerfreak von einem unvollständig installierten Computer wegzubringen??? Nein??? Na dann wißt Ihr noch nicht was Hartnäckigkeit ist. Aber es gelingt uns schließlich mit vereinten Kräften (schließlich müssen die Beiden am nächsten Tag arbeiten!) und um 2.00 (oder war es später???) machen sich die Beiden auf den Heimweg und ich falle ins Bett – halb tot aber völlig glücklich – ich lausche in die Niederlaukener Nacht – und was höre ich??? Nichts!!!

Am nächsten morgen höre ich als erstes Krähen – aha der Hahn meint es sei Zeit aus den Federn zu kriechen – na gut ich will ihm mal glauben! Auch Bosco - der Hund meiner Vermieter und unser eifriger Bewacher - vermeldet lautstark, daß der Briefträger da ist. Ich wandele durch meine Wohnung und suche verstört die Kaffeemaschine, Tasse, Filterpapier und Kaffe – ich finde das alles schließlich im Schlafzimmer und nach der ersten Tasse Kaffee stürze ich zuerst mal an den Compi – tatsächlich alles funktioniert – nur gibt es ums Verplatzen keinen Netzzugang. Pragmatisch wie Frau nun mal ist krieche ich unter den Schreibtisch und fange an die Stecker zu prüfen Kabel ab- und umzustecken, krabble wieder heraus, starte erneut, wähle mich vorsichtig ein – und oh Wunder!!!!! ICH BIN DRIN!!!! Sofort setze ich die erste Mail an Peter ab und melde Erfolg – und stürze ihn damit fast in eine Lebenskrise!!!

Mittlerweile klingelt es an der Tür – Jürgen rückt an mit Brötchen und Werkzeugkoffer und begibt sich an meine Lampeninstallationen. Na ja alles schafft er nicht an diesem Tag – es fehlt noch so das eine oder andere Teil, und da die Möbel irgendwie alle noch nicht am richtigen Platz stehen gibt’s nur Kabelrollen und nackte Glühbirnen an die Decke! Aber immerhin – die Küche und das Schlafzimmer sind beleuchtungstechnisch vollendet und er zieht wieder ab mit dem Versprechen nach meinem Urlaub sofort wieder anzutreten und den Rest zu vollenden! Der Tag ist gelaufen, ich hänge mich am Abend nur noch vor dem (jetzt richtig funktionierenden) Fernseher auf die Couch und vertelefoniere den Rest des Abends.

Am Samstag versuche ich in das Kistenchaos etwas Ordnung zu bringen – aber es will mir nicht gelingen – irgendwie habe ich keinen Drive mehr – die Luft ist wohl erstmal raus! Ela ruft an – sie kommt doch schon heute – freu, freu!!! Ich hole sie um 18.30 an der Autobahnabfahrt Camberg ab (schließlich ist es schwer für Nichteingeweihte sich nachts durch den dunklen Taunus zu finden).

Wir wollen etwas kochen????!!!! – Na ja hier gibt’s halt keinen Italiener um die Ecke – also was haben die diversen Kartons zu bieten??? Wir finden Maccaroni und eine Dose Tomaten – na ist doch wunderbar – aber wo um alles in der Welt ist das Nudelsieb???? Eine halbe Stunde schieben wir Kartons hin und her, stapeln um, öffnen alle mit „Küche“ beschrifteten Kartons und finden es im letzten Karton endlich. Ich weiß,  andere Leute schütten ihre Spaghetti über dem Tennisschläger ab, aber ich bin nun mal ein unsportlicher Mensch! Immerhin haben wir einen Tisch, an dem wir sitzen und essen können und es gibt sogar Teller und Besteck!

Solchermaßen gestärkt weihen wir das neue Sofa als „Lümmelwiese“ ein und taufen es mit einem Whisky – der versickert urplötzlich in den Tiefen der Lümmelwiese und ruft bei Ela einen kurzzeitigen Anfall von Hektik und Putzwut hervor – mich läßt das irgendwie ganz unaufgeregt – „Whisky gibt doch keine Flecken!!“ Endlich finden wir nach weiterem Kistenschieben und sortieren auch die gewünschten Videokassetten – plazieren das neue Strohschaukelpferd dekorativ vor der Heizung und lassen unsere Augen durch Schottland und über andere Dinge spazieren!

Der Sonntag zieht an den Himmel und Ela springt voller Tatendrang (kann ich nur sehr schwer nachvollziehen) aus dem Bett – na gut – ich lasse mich anstecken – wir versuchen das Wohnzimmer in ein solches zu verwandeln – wir bauen Regale auf (warum schwanken diese Ikeadinger eigentlich immer so?), wir installieren erfolgreich die Musik und räumen CD Kisten aus! Nachdem wir die restlichen unausgepackten Kisten in der Diele verteilt haben fangen wir an die Teppiche auszurollen – wie kriegen wir jetzt diesen Teppich unter den Schreibtisch und unter den Computer??? Schließlich ist das alles schon vollgeräumt und fertig installiert – keine Ahnung wie – aber eine halbe Stunde später tauchen wir heftig pustend und schwitzend wieder unter dem Schreibtisch auf und der Teppich liegt da wo er hinsollte!

Ich bringe Ela wider auf den Weg nach Hause bis zum Abzweig auf die 275 und bin die nächsten Tage weiter damit beschäftigt das Chaos zu lichten. Immerhin ist an Heiligabend ein Teil geschafft – das Wohn- und Arbeitszimmer ist als solches zu erkennen (über den Rest der Wohnung schweigen wir lieber!), der Weihnachtsbaum brennt, auf dem Tisch steht ein leckerer??!! Hawaiitoast und ich packe Geschenke  aus.

Nun frisch gestärkt von meiner Hogmanaytour nach Skye zurückgekehrt gelingt es mir doch tatsächlich bis zu meinem Arbeitsbeginn am 10. Januar das Chaos um mich herum in eine Wohnung zu verwandeln. Aber die nächsten Wochen mutiere ich zum Feierabendheimwerker – man sieht mich häufig in Baumärkten und in meiner Wohnung bin ich ständig mit Bohrmaschine und Akkuschrauber anzutreffen. Aber irgendwann einmal ist auch das letzte Loch gebohrt, das letzte Bild aufgehängt, der letzte Haken angebracht und der letzte Karton ausgeräumt. Das Ergebnis könnt Ihr jetzt in diesem Album bewundern – und dank meiner vielen emsigen Helfer kann sich das Ergebnis sehen lassen!

DANKE an Alle, die mir bei diesem Unternehmen so selbstlos geholfen haben, mich immer wieder aufgemuntert haben „Du schaffst das schon“, mein Gezeter ertragen haben und mich immer wieder so herrlich zum Lachen gebracht haben!!!